Mit Kasey, einem typischen Spina Bifida (Rollstuhlbasketballer wissen was ich meine), teile ich ein Apartment auf dem riesigen Campus, wo 35'000 Studenten eingeschrieben sind. Kasey ist meistens nicht hier sondern bei seiner Freundin, die irgendwo ausserhalb wohnt. Wir haben beide eigene Schlafzimmer (12 m
2), Badezimmer und sogar eine kleine Umkleide. Waschmaschine, Trockner, Kochherd, Backofen, Geschirrspühler, ein alter Fernseher, Klimaanlage und Ventilatoren in jedem Zimmer komplementieren den Komfort. Das ganze kostet $550 pro Monat exkl. Strom. Das einzige was mich stört ist der tiefe und relativ schmutzige Teppich in meinem Zimmer und im Wohnzimmer. Der Teppich lässt mich mit dem Rollstuhl tief einsinken und das herumfahren macht wenig Freude. Deshalb habe ich bereits eine Anfrage geschrieben, ob der Teppich nicht entfernt werden könnte oder zu mindest einmal professionell gereinigt. Mein Zimmer war komplett unmöbliert und beheimatet auch jetzt erst zwei aufeinanderliegende, grosse Matrazzen, die als Bett fungieren und einen Wäschekorb. Bestimmt werde ich mir aber bei Walmart noch ein paar Dinge kaufen.
Am Tag nach meiner Ankunft musste ich bereits zu einer obligatorischen Orientierung für internationale Studenten. Unter anderem musste wir nochmals Formulare ausfüllen und wurden auf Tuberkulose getestet. Ich überstand das Ganze, ausgenommen meines 10 minütigen Nickerchens während der Orientierung, ziemlich gut. Als Belohnung gab es All you can eat Pizza und Getränke für $2. Danach hatte ich noch Zeit um ins
Maverick Activities Center zu rollen um das gesamte Team kennenzulernen und etwas scrimmaging (so nennen sich hier die Trainingsspiele) zu machen. Dabei war ich ziemlich nervös und verpasste beste Gelegenheiten um zu scoren. Um so mehr wollte ich am nächsten Tag beweisen, dass ich gar kein so schlechter Werfer bin. Ich bin noch der einzige 1 Punkte Spieler hier (Spieler mit dem grössten Handicap) und meine Ziele müssen sein geschwindigkeitsmässig so gut mit den anderen mitzuhalten wie es geht, keine unnötigen Ballverluste, gute Pässe, gute Defense, einfache Würfe nehmen und scoren und natürlich die grossen Mitspieler freiblocken und möglichst nahe zum Korb bringen.
Bei der Übung wo wir mit einer Hand den Basketball dribbelnd einen engen Slalom bewältigen mussten sah ich ziemlich alt aus. Am härtesten aber war "the ladder" (die Leiter). Zu 3. fährt man abwechslungsweise zu erst 1x von der Grundlinie zur Freiwurflinie auf der anderen Seite, dann 3 Längen, 5, 7, 9, 11 und schliesslich 13. 13 Linien am Stück zu sprinten ist schon ziemlich hart, aber dies nach insgesamt 36 Linien zu tun ist eine riesige Tortur. Danach machten wir eine 5 minütige Wurfübung um dann das ganze nochmals von 13 runter nach 1 zu machen. "Welcome to Texas, Rolf" scherzte der Coach während ich mein Letztes gab. Alles in Allem macht es aber Spass und ich wurde herzlich vom Team aufgenommen.