Samstag, 27. August 2011

Einschreibung und "Back to school" Game

Die Eischreibung für die verschiedenen Klassen verlief (natürlich) nicht ohne Probleme. Das Visum habe ich mit der Studienrichtung "Interdisciplinary Studies" beantragt. Internationale Studenten müssen mindestens für 12 "credit hours" eingeschrieben sein, was ungefähr 4 Fächer mit 3-4 Stunden pro Woche heisst. Zu erst musste ich abklären, ob ich diesem Majorplan folgen muss, das heisst bestimmte Fächer besuchen und abschliessen um nach ein paar Jahren die gewählte Studienrichtung als Absolvent abzuschliessen, oder ob ich einfach diverse Klassen die mir zusprechen besuchen kann und trotzdem unter dem F1-Visum hier bleiben darf. Zum Glück ist Letzteres der Fall, was mir auch schulmässig ein spannendes Semester beschert. Ich werde folgende Klassen besuchen:
  • Geschichte, 1. Jahr Seminar, Thema: Getränke wie Bier, Kaffee, Cola im geschichtlichen Zusammenhang
  • Spanisch (wird wohl nicht ganz einfach, aber spannend Spanisch und Englisch gleichzeitig zu lernen bei den Vokabulartests)
  • Interdisziplinäre Perspektiven (Themen wie Globalisierung die das zusammenhängende Denken fördern sollen)
  • Film/Video (wird sehr interessant, aber auch Zeitintensiv, da wir verschiedene Kurzfilme drehen und bearbeiten werden)
Bei allen Fächern brauchte ich eine Erlaubnis welche ich trotz meiner Ehrlichkeit ("Ich bin hier vor allem zum Rollstuhlbasketball spielen") erhielt. Die Professoren werden hier auf der Seite www.ratemyprofessor.com von Studenten bewertet, was einem bei der Auswahl hilft.

Die Schule hat am letzen Donnerstag begonnen. Während ich nun 16.5 Stunden pro Woche über Bier und die Globalisierung philosophiere, Englische Wörter ins Deutsche und dann ins Spanische übersetze und mich intensiv mit dem Thema Film auseinandersetze, trainieren wir jeweils nur noch 3 Stunden am Nachmittag mit dem Team plus ca. 2 h /Tag zusätzlich für Kraft, Fitness und Wurfübungen. Dann kommen natürlich noch die Hausaufgaben und das Lernen für die Prüfungen hinzu. Wie ich das alles schaffen soll weiss ich selber nicht, aber jammern hilft nicht und schliesslich wollte ich das ja.

Erfolgserlebnisse gibt es auch. Heute beim "back to school"-game vor ca. 150 Zuschauern versenkte ich gleich meinen ersten Wurf von Aussen (ok, den 2. verwarf ich dann ;-) ). Für das Spiel teilten wir unsere Mannschaft und ich war im Siegerteam. Wir spielten in der wunderschönen Texas Hall mit allem was dazu gehört, also Nationalhymne, Cheerleaders und offiziellen Schiedsrichtern.

Bild: Texas Hall
Entgegen meinen "Befürchtungen" ist die 3er-Linie (weiss) gleich weit vom Korb entfernt wie in Europa. Die weiter entfernte, schwarze 3er-Linie gilt für die Fussgänger, aber nicht für uns.

Der FC Sion hat Celtic Glasgow geschlagen, mein Kühlschrank ist voll mit Leckereien und bald sollte in der Aargauer Zeitung ein kleiner Bericht über mich erscheinen, den Karin Pfister geschrieben hat.

Samstag, 20. August 2011

Wohnen und erste Trainings

Mit Kasey, einem typischen Spina Bifida (Rollstuhlbasketballer wissen was ich meine), teile ich ein Apartment auf dem riesigen Campus, wo 35'000 Studenten eingeschrieben sind. Kasey ist meistens nicht hier sondern bei seiner Freundin, die irgendwo ausserhalb wohnt. Wir haben beide eigene Schlafzimmer (12 m2), Badezimmer und sogar eine kleine Umkleide. Waschmaschine, Trockner, Kochherd, Backofen, Geschirrspühler, ein alter Fernseher, Klimaanlage und Ventilatoren in jedem Zimmer komplementieren den Komfort. Das ganze kostet $550 pro Monat exkl. Strom. Das einzige was mich stört ist der tiefe und relativ schmutzige Teppich in meinem Zimmer und im Wohnzimmer. Der Teppich lässt mich mit dem Rollstuhl tief einsinken und das herumfahren macht wenig Freude. Deshalb habe ich bereits eine Anfrage geschrieben, ob der Teppich nicht entfernt werden könnte oder zu mindest einmal professionell gereinigt. Mein Zimmer war komplett unmöbliert und beheimatet auch jetzt erst zwei aufeinanderliegende, grosse Matrazzen, die als Bett fungieren und einen Wäschekorb. Bestimmt werde ich mir aber bei Walmart noch ein paar Dinge kaufen.

Am Tag nach meiner Ankunft musste ich bereits zu einer obligatorischen Orientierung für internationale Studenten. Unter anderem musste wir nochmals Formulare ausfüllen und wurden auf Tuberkulose getestet. Ich überstand das Ganze, ausgenommen meines 10 minütigen Nickerchens während der Orientierung, ziemlich gut. Als Belohnung gab es All you can eat Pizza und Getränke für $2. Danach hatte ich noch Zeit um ins Maverick Activities Center zu rollen um das gesamte Team kennenzulernen und etwas scrimmaging (so nennen sich hier die Trainingsspiele) zu machen. Dabei war ich ziemlich nervös und verpasste beste Gelegenheiten um zu scoren. Um so mehr wollte ich am nächsten Tag beweisen, dass ich gar kein so schlechter Werfer bin. Ich bin noch der einzige 1 Punkte Spieler hier (Spieler mit dem grössten Handicap) und meine Ziele müssen sein geschwindigkeitsmässig so gut mit den anderen mitzuhalten wie es geht, keine unnötigen Ballverluste, gute Pässe, gute Defense, einfache Würfe nehmen und scoren und natürlich die grossen Mitspieler freiblocken und möglichst nahe zum Korb bringen.

Bei der Übung wo wir mit einer Hand den Basketball dribbelnd einen engen Slalom bewältigen mussten sah ich ziemlich alt aus. Am härtesten aber war "the ladder" (die Leiter). Zu 3. fährt man abwechslungsweise zu erst 1x von der Grundlinie zur Freiwurflinie auf der anderen Seite, dann 3 Längen, 5, 7, 9, 11 und schliesslich 13. 13 Linien am Stück zu sprinten ist schon ziemlich hart, aber dies nach insgesamt 36 Linien zu tun ist eine riesige Tortur. Danach machten wir eine 5 minütige Wurfübung um dann das ganze nochmals von 13 runter nach 1 zu machen. "Welcome to Texas, Rolf" scherzte der Coach während ich mein Letztes gab. Alles in Allem macht es aber Spass und ich wurde herzlich vom Team aufgenommen.

Donnerstag, 18. August 2011

Letzte Hürden genommen - Welcome to the USA!

Zu erst möchte ich mich Mal für das Daumendrücken und Mitfiebern bedanken. Und ich bedanke mich bei allen mit denen ich mich in den letzten 2 Wochen for meinem Flug noch getroffen hatte bzw. mit welchen ich noch tolle Dinge erlebt habe wie das Bad Religion Konzert am Openair Gränichen, Das Placebokonzert in Stuttgart, das FSB in der Bodega mit anschliessender Lollipop Party im X-tra, das Essen im Häxehüsli... und eigentlich war's auch schön mit Reto, Nicole und Larissa noch ein wenig Zeit zu verbringen, auch wenn ich natürlich lieber bereits am Samstag geflogen wäre. Es waren viele Hürden, die es zu nehmen galt, bis ich schliesslich hier ankam und es gibt noch einige zu nehmen bis alles geregelt ist, aber ich bin nun auf dem Campus der University of Texas angekommen und habe auch schon meine ersten Trainingseinheiten hinter mir.

Lezten Montag war ich also in Bern auf der Amerikanischen Botschaft um mein Visa abzuholen. "Für ein F1 Visa müssen sie das Formular 160 im Internet ausfüllen, was sie bei Loeb tun können." Kurz zusammengefasst verbrachte ich 7 Stunden in Bern  in verschiedenen Geschäften um das Formular auszufüllen, Passfotos zu machen und Fotos einzuscannen. Es ist unglaublich, was Amerika alles von mir wissen wollte um ein Visum zu kriegen. "Beabsichtigen Sie einen Terroranschlag zu verüben?" Leider gab es kein Kästchen wo ich hätte "WTF?" ankreuzen können. Schliesslich ging ich mit all denn Dokumenten auf die Botschaft. "Morgen früh, können Sie ihren Pass mit dem Visa im besten Fall abholen.". Als erstes habe ich also meinen umgebuchten Flug von Dienstag, 10.10 Uhr erneut umgebucht auf Mittwoch, 10.10 Uhr. Dann fuhr ich los um 5 Minuten später einen Anruf zu kriegen, ich könne meine Visa nun abholen. Grossartig! Als erstes habe ich aber gleich wieder den Flug umgebucht und war froh darüber, dass der Flug inzwischen nicht ausgebucht war und ich nur einmal die Umbuchungsgebühr bezahlen muss. Bei meinem Pech hatte ich schon mit 3x CHF 250.- gerechnet. Nach einer weiteren Nacht in Herznach brachten mich meine Schwägerin Nicole und meine Nichte und Patenkind Larissa zum Flughafen, wo dann alles rund lief. Ich musste in New York umsteigen und der Anschlussflieger hatte 2 Stunden Verspätung. Aber solche Kleinigkeiten konnten mich nun auch nicht mehr stressen. Mein Coach, Doug Garner, holte mich nach 17 Stunden Flug und Flughafen (inkl. den super Fragen und Tests die mein eigenes Sicherheitsgefühl extrem steigerten), in Dallas Forth Worth, mit einem Pick up ab. Er brachte mich zum 30 Minuten entfernten Campus in Arlington, Tx und spendierte mir da ein Abendessen (Chicken Burger bei Wendy's). Sicher seit ihr gespannt, über meine ersten Eindrücke?! Aber das wird zu lang hier. Ich melde mich bald wieder. Mir geht's prima (hoffe euch auch?) und ich brauche etwas Ruhe bevor in einer Stunde das Nachmittagstraining startet.

Sonntag, 14. August 2011

Flug verschoben

Am 16. März hatte ich die Sachbearbeiterin des Admission-Office der Uni gefragt, wie ich ein Visa beantragen soll. Die Antwort war, dass ich ein I-20 Formular, ausgestellt von der Uni haben muss. Einen Tag vor meinem Abflugtermin erhielt ich dieses Dokument endlich per Eilpost. Dinge wie Postumleitung, Daueraufträge für Rechnungen, WG-Zimmervermietung, die Übergabe von Job und Ämtchen, Abschluss von Versicherungen... hatten mich bis zu letzt beschäftigt und nun stand meiner Reise nichts mehr im Wege.

Riesig war die Enttäuschung, als mich American Airlines nun beim Check-in wieder nach Hause schickte. „Ohne F1-Visa, ausgestellt von der amerikanischen Botschaft in Bern wird sie die USA nicht einreisen lassen und da ich ihr I-20 Formular von der Uni gesehen habe, kann ich sie nun auch nicht einfach als Tourist einreisen lassen.“ Natürlich nahm ich dies nicht einfach so hin, schliesslich hatte ich einen riesigen Aufwand betrieben um alle notwendigen Dokumente, Tests und Bestätigungen zu sammeln, aber alles debattieren nützte nichts und ich reiste schlussendlich am Boden zerstört mit meiner Familie, die mich extra zum Flughafen begleitet hatte, heim nach Herznach.

Am Montagmorgen werde ich nun versuchen diese F1-Visa in der US-Botschaft zu erhalten um am darauffolgenden Tag zu fliegen. Ob mein Notfall so rasch behandelt werden kann und alles klappt? Ich bin überhaupt nicht mehr zuversichtlich. Aber ich muss so schnell wie möglich über den Teich. Mein Coach erwartet mich und an der Uni gibt es auch noch einiges zu regeln vor Semesterbeginn. Um meinen Frust etwas zu verarbeiten und wenigstens etwas für’s Basketball zu tun fuhr ich heute etwas Handbike – bis ich mir einen Platten einfing. "Das Leben kann so schön sein!" *sing*

Sonntag, 7. August 2011

Beweggründe und etwas zur Vorbereitung

Wie kommt man auf die Idee, nach Amerika zu gehen um dort Rollsthlbasketball zu spielen? Zu Erst einmal hatte ich das Gefühl, dass ich Mal eine Auszeit brauche bzw. etwas Anderes als den Alltag. Ich spiele seit 1999 Basketball in der Schweizer Liga und habe zwar in dieser Zeit viel in mein Hobby investiert, aber nie war der Sport meine oberste Priorität. Die Uni-Liga in den Staaten ist eine der besten Ligen der Welt und neben dem Basketball werde ich da natürlich auch meine Englischkenntnisse auf ein tolles Level hochschrauben können. Die University of Arlington, Tx wählte ich hauptsächlich, weil's da nicht ganz so kalt wird im Winterhalbjahr und dann hat auch mein zukünftiger Coach sehr positiv auf meine Anfrage reagiert. Um im Uniteam spielen zu können, muss ich an der Uni eingeschrieben sein, weshalb ich einen SAT-Test absolvieren musste. Meine Anmeldung zu diesem Test machte ich im März und es gab nur noch ein Datum vor dem Herbstsemester - also Alles oder Nichts. Dieser Test besteht aus einem Mathematik-Teil und zwei Englisch Teilen (reading + writing). Weil es mir sehr wichtig war, habe ich viel gelernt und den Test dann auch ziemlich souverän gemeistert. Parallel dazu habe ich meinen Trainingsaufwand erhöht und hoffe nun, für das Abenteuer bereit zu sein. An dieser Stelle möchte ich all denjenigen Danken, die mich seit meiner Entscheidung unterstützt haben mit "Tu das Rolf!", aber auch mit "Du machst das sowieso nicht!" ;-)