Sonntag, 23. Oktober 2011

Die Midterms hinter uns - Die Saison vor uns

Das Tischtennisturnier hat Spass gemacht. Da ich international noch nie an einem Turnier war, wusste ich nicht recht, für welche Kategorien ich mich anmelden sollte. Die Tischoffizielle bei der man sich anmelden musste erklärte mir, dass eine Rollstuhlbasketballerin des amerikanischen Nationalteams ebenfalls im Rollstuhltischtennisnationalteam sei, worauf ich ihr antwortete, das meine Fähigkeiten wohl etwa gleich gut sein werden. Ich spielte daraufhin mit einer Klassifizierung von 1300 Punkten in den Kategorien U-1400 und U-1600. In der ersten Kategorie stiess ich bis ins Halbfinale vor und verlor dieses dann in 5 Sätzen. In der höheren Kategorie konnte ich nur eines meiner drei Gruppenspiele gewinnen und schied dementsprechend früh aus. Das coolste an diesem Turnier war, zuzusehen wie neun- und zehnjährige Kinder, chinesischer Abstammung erwachsene Amerikaner "auseinander nahmen". In der zweiten Kategorie wurde ich allerdings auch "Opfer" so eines Talentes.

Mein Bremsenproblem ist noch immer nicht gelöst. Der Rehatechniker, der extra vorbei kam, meldete sich später nicht mehr und als ich ihn schliesslich kontaktierte, sagte er:"Hast du meine Nachricht nicht erhalten? Wir können das gebrochene Teil nicht bestellen in den USA." Danach hatte ich genug von dieser Unternehmung und versuchte das Problem mit meinem Coach zu lösen. Wir haben in unserer Rollstuhlwerkstatt ein grosses Fass voll mit Ersatzteilen, aber irgendwie passt nichts und ich muss morgen nun doch das Originalteil aus der Schweiz bestellen.

Die Filmdoku über Football wurde ziemlich gut. Am Schluss mussten alle einen Fragebogen ausfüllen, in welchem die Teammitglieder sich gegenseitig bewerten mussten. Dieses Gegeneinanderausspielen passte uns Studenten gar nicht. Praktisch die ganze Klasse ist unzufrieden mit der Professorin und ich bin froh, dass für mich die Noten nicht so wichtig sind wie für die Leute, die Kunst studieren. In den letzten zwei Wochen hatten wir unsere "midterms", die Halbzeitsemesterprüfungen. Ich schrieb eine Arbeit über Vodka und Russland. Ein sehr spannendes Thema da teilweise 40% der Staatseinnahmen aus Vodkasteuern bestanden und das Land noch heute eine mit Drittweltländern vergleichbare Lebenserwartung hat aufgrund des hohen Vodkakonsums. Was in der Schweiz ein demografisches Problem ist, ist in Russland eine demografische Krise. Russland hatte im Jahr 2000 um die 145 Mil. Einwohner und wird im Jahre 2025 "nur noch" 130 Mil. Einwohner haben. Im Fach Interdisziplinäre Perspektiven schrieb ich über Globalisierung und Demokratie. In all meinen Prüfungen und Arbeiten, hatte ich bis jetzt gute Noten. Was bei uns die Note 6 ist, is hier ein A, 5 ist ein B, 4 ein C usw. . Zur Zeit habe ich in jedem Fach ein A oder ein B, aber es wird mit Sicherheit schwieriger.

Gestern spielten wir als Vorbereitung für die Saison, die nächsten Freitagabend beginnt, ein offizielles Spiel gegen das beste Team der Staaten, die Dallas moving Mavericks. Wir unterlagen nach einem hervorragenden Spiel mit 61-64. Erwartungsgemäss erhielt ich - auch aufgrund des knappen Ergebnisses - keine Einsatzzeit. Trotzdem war ich auch etwas stolz, das neue Trikot tragen zu dürfen mit der Nummer "00". Warum diese Nummer? Nun, ich bin schliesslich in Texas. Hier die Auflösung. Auf Movinmavstv werden wohl die Spiele vom nächsten Wochenende live übetragen. Der Spielplan (+ 7h für Schweizer Uhrzeit)

Freitag, Oct 28
13:00 - vs. Univ of Albama
17.00 - vs. Univ. of Wisconsin-Whitewater
Samstag, Oct 29
15:00 - vs. Austin Wreckers
19:30 - vs. Univ. Wisconsin-Whitewater


Nachtrag: Unsere Unizeitung "The Shorthorn" veröffentlichte heute einen Vorbericht. Rate wer auf dem Foto zu sehen ist :-).

Montag, 3. Oktober 2011

Globalisation

5 Minuten nach dem letzten Eintrag hörte ich meine Combox ab und es war eine Nachricht drauf von der Firma, die mich hier mit medizinischen Utensilien beliefert:"Ihr Artikel ist in den USA leider nicht lieferbar, den hat der Hersteller nur in Europa im Sortiment." So viel zum Thema Sonne ;-). Mein Motto ist ja eher "Es kann ja nicht immer regnen" vom Film "The Crow". Bestelle ich den Artikel halt aus der Schweiz, meine Versicherung wird den Lappen, die der Transport kostet sicher verschmerzen können und die Schweizer Post freut sich. Eine meiner Bremsen ist dann auch noch gebrochen und auch hier ist es so, dass der amerikanische Hersteller mein Modell nicht im Sortiment hat. Heute morgen sollte ein Rehatechniker vorbeikommen um einen Augenschein zu nehmen. Für Rollstuhlunkundige: Nein, es ist nicht gefährlich, wenn man nur noch eine Bremse hat, da man nicht mit den Bremsen bremst sondern mit den Händen. Die Feststellbremsen sind vergleichbar mit der Handbremse beim Auto und werden vor allem bei Transfers (z.B. vom Rollstuhl ins Bett) gebraucht. Bei diesen Transfers muss ich nun etwas mehr aufpassen.

Die Schulwoche verlief relativ ereignisarm. In der Videoklasse drehen wir einen Dokumentarfilm zum Thema Sport an der UTA. Es ist eine Gruppenarbeit und die Filmmajor haben die Arbeit bereits an sich gerissen; ich helfe lediglich mit den Kontakten. Die Interdisciplinary Perspective Lektionen waren wie immer spannend. Der Professor ist ein Ex-Hippie und gleichzeitig Sohn eines Pfarrers. Er hat also christliche Wurzeln, ist aber Liberalist, was hier links von den Demokraten anzuordnen ist. Er sagt dann amüsante Dinge wie:"Das war bevor Jesus Republikaner wurde." Das Thema wird für das restliche Semester die Globalisierung sein und oft denke ich in diesen Lektionen, dass das was wir da hören und lernen etwas ist, was jeder Amerikaner hören sollte. Ich wollte schon immer mal in eine Vorlesung des Uni-Professors und Sängers von Bad Religion, Brad Griffin, der aber leider an der Uni in Los Angeles ist. Aber ich denke ich habe nun mit Prof. Welch etwas ähnliches hier.

Am Mittwoch war ich an einem Fotovortrag über eine grenznahe Stadt in Mexiko. Bandenkriege, Armut, Angst... das heftigste Bild war ein junges Paar, das im Auto sass. Eine Kugel hatte ihn und sie gleichzeitig getötet. Sie war schwanger.

Vorletzen Samstag war ich mit Goran, einem Italiener, der nicht besonders Stolz auf Berlusconi ist und Ellie in Dallas an einem Metalkonzert - das hatte ich vermisst. Eine Woche später, also Vorgestern hatte Zak vom Bikeshop Geburtstag und seine Kollegen veranstalteten eine kleine Party für ihn. Eine 3-Mann-Rockband spielte in einem offenen, hölzernen Gartenhäuschen und das Publikum sass davor. Das ganze erinnerte mich ein wenig an das Kultvideo von NOFX - "Ten years of fucking up!". Für Unterhaltung sorgten unter anderem ein Russe, der das gängige Klischee bestätigte, indem er eine halbe Flasche Vodka trank und dann nicht mehr ansprechbar war und der Sänger, der es liebt nackt bzw. nur mit seiner Gitarre bekleidet zu spielen. Irgendwann kam leider ein Bulle, der von der Nachbarschaft wegen dem Lärm aufgeboten worden war.

Mein Highlight im Basketball war letze Woche eine 84% Wurfquote bei 25 Freiwürfen. Insgesamt war ich mit der Woche allerdings nicht sonderlich zufrieden. Noch etwas mehr als 3 Wochen bis zum Saisonstart. Weil es individuell nicht klappte, geht das gesamte Team nun jeweils montags, mittwochs und freitags um 6.30 Uhr am Morgen! ins Fitnesscenter. Da ich erst um 10 Uhr Schule habe ist das für mich mehr als mühsam. Ich stehe auf, esse etwas Kleines, gehe Gewichte stemmen und dann zurück ins Bett.

Mit unserem besten Werfer, Thommy, war ich am Freitag einkaufen. Wir holten meinen Massagesessel ab und ich kaufte wiederum Allerlei um den Kühlschrank und die Regale zu füllen. Die Preise sind vergleichbar mit der Schweiz - vielleicht eher mit Deutschland. Was hier ausgesprochen günstig ist, ist das Fleisch. Ich habe 500 Gramm "Schweinsplätzli" für $4.80 gekauft. Die schmeckten in Kombination mit Pommes und angebratenen Zwiebeln und Champignons hervorragend, aber ich möchte gar nicht wissen, wie hier die Mastbetriebe aussehen. Endlich habe ich heute auch mal etwas gekauft um das Apartment etwas zu dekorieren. Ein 50x40cm grosses, gerahmtes Bild von einem VW T1 (Bully), der auf dem Highway Nr. 1 in Kalifornien fährt.

Es hat hier ein paar Tischtennis Tische und ich habe auch da einige Leute kennengelernt. Nächsten Samstag gehe ich mit dem Inder, Jay und seiner Chinesischen Kollegin ins benachbarte Fort Worth an ein Tischtennisturnier. Ich bin gespannt, wie das Niveau sein wird.